Der Apfel und das Klima
Die täglich bewusste Auswahl unserer Lebensmittel kommt uns nicht nur durch ein reduziertes Risiko für große Zivilisationsleiden wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zugute. Von einer überwiegend pflanzenbasierten Ernährung profitiert auch die Umwelt, in der wir leben: Ressourcen werden nachhaltiger genutzt, eine biologische Vielfalt gefördert wie auch Treibhausgas-Emissionen reduziert – all das wiederum trägt zum Schutz vor großen Naturkatastrophen bei.
Im Trend: pflanzliche Ernährung
Immer mehr Menschen weltweit entscheiden sich, vegan zu leben und auf sämtliche tierische Erzeugnisse und Zusatzstoffe zu verzichten. In Deutschland geht man von rund acht Millionen vegetarisch und 1,3 Millionen rein vegan lebenden Menschen aus. Die Motivation: einen persönlichen Beitrag zum Tier-, Umwelt- und Klimaschutz leisten. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum wir Äpfel aus Übersee konsumieren, wenn die heimische Landwirtschaft ein reichhaltiges lokales Angebot bereithält?
Klimabilanz mit Folgen
Immerhin ist unser CO2-Abdruck weiterhin zu groß. Zwischen 1990 und 2015 ist er im Mittel zwar von 14,7 auf 10,8 Tonnen pro Kopf und Jahr gesunken, doch das Klimaziel lautet: maximal 2,1 Tonnen pro Kopf und Jahr. Zu den Folgen des Klimawandels gehören Temperaturrekorde, Waldbrände und Artensterben: Dürren und Überschwemmungen zerstören im globalen Süden zudem regelmäßig die Lebensgrundlage vieler Menschen. Das ist auch einer der Hauptgründe dafür, dass die Zahl der Hungernden auf der Welt bereits das dritte Jahr in Folge gestiegen ist, wie die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam Deutschland in ihrem Jahresbericht 2019/20 erklärt.
Nachhaltig handeln – jetzt!
Eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft sowie der Erhalt von Ökosystemen sind wichtige Eckpfeiler, um die Klimakrise abzumildern. Mehr Ökolandbau – das fordert auch das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung. Auf der Pariser Weltklimakonferenz 2015 haben sich insgesamt 197 Staaten dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei und möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen sowie spätestens bis 2050 weltweit Treibhausgasneutralität zu erreichen.
Regional ist klimafreundlich
Äpfel, die uns in makelloser, unnatürlich perfekter Schönheit im Supermarkt anlachen, waren aber oft weit über 10.000, mitunter mehr als 20.000 Kilometer und damit fast einen ganzen Monat unterwegs, wenn sie beispielsweise in Südafrika oder Neuseeland verschifft wurden. Durch lange Transportwege büßen sie nicht nur Nährstoffreichtum ein, denn: Transport und Logistik gehören zu den großen Mitverursachern der Treibhausgas-Emissionen. Einen Teil kann der Apfel aus Übersee zwar dadurch wettmachen, dass dortige Bäume zumeist mehr Früchte tragen. Dennoch belegen Studien unterm Strich einen ca. 30 Prozent höheren Energieverbrauch bei Importware. Kurz: Saisonal und regional schneidet klimafreundlicher ab.
Auch in Herbst und Winter
International produziert können Lebensmittel nur mithalten, wenn transportbedingt höhere Energieverbrauche etwa mit deutlich geringerem Verbrauch in der Produktion kompensiert werden. Freilich könnte man auch einwerfen, dass wir auf hiesige Äpfel nur bis einschließlich November zurückgreifen können. Falsch: Weitere Analysen zur Energiebilanz geben auch für das Winterhalbjahr dem eingelagerten regionalen Apfel gegenüber der Importware klar den Vorzug.
Bewusst einkaufen …
Ob unser Apfelkonsum sich positiv auf unseren CO2-Abdruck auswirkt oder nicht, hängt also in vielerlei Hinsicht von unserem eigenen Verhalten ab. Vor allem, wenn wir für die Einkaufstour zusätzlich das Fahrrad nehmen, zu Fuß gehen oder zumindest alle Einkäufe auf möglichst wenige Fahrten mit dem PKW bündeln.
… und richtig lagern Den Apfelbedarf bis in das Frühjahr hinein können wir durch Erwerb gelagerter regionaler Äpfel decken oder natürlich auch selbst einlagern. Generell gilt: Obst und Gemüse sind kühl und dunkel zu lagern, bei hoher Luftfeuchtigkeit und ausreichender Durchlüftung. Äpfel sind recht druckempfindlich, sollten daher nicht gestapelt werden. Sie atmen Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus – ebenso wie andere Pflanzen, Tiere oder auch wir selbst als Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufes. Da Äpfel zudem das Reifegas Ethylen absondern, sollten sie getrennt von anderen Obst- oder Gemüsesorten gelagert werden.
Fruchtig verlockende Weihnacht
Der Benefit: Schmackhafte, saftige und weiche Äpfel. Sind sie doch wie kein anderes Obst auch Sinnbild für ein fröhliches Weihnachtsfest. Für fruchtigen Duft und naturnahen Zauber in der Stube – ein Blickfang zwischen Zimtstangen, Nüssen und Strohsternen.
Unser Tipp: Apfelringe selbst gemacht Äpfel der Lieblingssorte in dünne Scheiben schneiden, die Ringe für einige Minuten in frischem Zitronenwasser baden und danach z. B. auf einen Kochlöffel mit etwas Abstand auffädeln. An einem warmen Ort für etwa zwei Wochen trocknen lassen. Wenn es schnell gehen soll, könnt ihr die Ringe auch im Backofen bei ca. 80 Grad (Umluft etwa 60 bis 70 Grad) für rund drei Stunden bei leicht geöffneter Ofentüre trocknen. In Schokolade getaucht auch eine köstliche Geschenkidee für eure Lieben im Advent. Wir wünschen viel Spaß mit den aromatischen Naschereien!
Hungrig auf mehr Apfel-Wissen? Lest auch unseren Blogbeitrag „Nachhaltige Liebe heimisches Obst“
Unsere Blog Autorin: Pepe Peschel ist Medizin-Journalistin, TV-Moderatorin und Autorin zahlreicher Gesundheitsratgeberbücher. Die Münchner Gesundheitspädagogin mit Zusatzausbildungen u. a. in NLP, Atemtherapie und Stressbewältigung engagiert sich für eine nachhaltige Lebensweise und ganzheitliche Wege zu Gesundheit und Lebensgenuss.
Literatur und Informationen: Blanke M, Burdick B: Home-grown vs overseas sources – an energy comparison for apples, Erwerbs-Obstbau 2005;47:143-148 www.oxfam.de; Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam Deutschland, Berlin