Saftig rund und gesund!
„An apple a day keeps the doctor away“, lautet ein viel zitiertes Wortspiel. „Ein Apfel täglich, und keine Krankheit quält dich“, so das bekannte Zitat des römischen Schriftstellers Seneca der Ältere (ca. 54 v. Chr.-39 n. Chr.). Tatsächlich ist unsere Naschlust bei keiner anderen Obstsorte größer: Mehr als 25 Kilogramm genießen wir pro Kopf und Jahr (statista, Juni 2020). Damit verweist der Apfel auch die Banane (ca. elf Kilo Pro-Kopf-Verzehr jährlich) in Sachen Lieblingsobst auf den zweiten Platz. Äpfel sind nicht nur vielseitig: Von süß bis säuerlich kommt nahezu jeder zu seinem persönlichen Geschmackserlebnis. Und das Ganze im Unterschied zu Südfrüchten zusätzlich regional bei heimischen Obstbauern – besonders knackig, saftig und frisch im Aroma sogar selbst gepflückt wie bei uns in Vorderried.
Erhalt der Sortenvielfalt
Laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) waren in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts rund 2.000 Apfelsorten bekannt. Bestehen konnten nach dem zweiten Weltkrieg nur wenige, und relevant sind heute gerade einmal 30 Sorten. Erstaunt? Zu Recht, denn im Supermarkt finden sich oft nur zwei bis drei, in guten Bioläden auch mal acht oder zehn Varietäten. Elstar und Jonagold glänzen hier mit Braeburn oder Pink Lady um die Wette. Gleichmäßig auf Gardemaß gezüchtet, das laut Vermarktungsnorm für Äpfel der Europäischen Union eine Mindestgröße von im Durchmesser 60 mm hergeben muss. Ganzjährig gleiche Qualität wünschen sich viele Verbraucher – auch wenn gerade keine Apfelernte ist. Wer dagegen zu mehr Nachhaltigkeit und dem Erhalt alter Sorten beitragen möchte, dem bieten sich regionale Apfelplantagen oder Streuobstwiesen bis hin zu der Möglichkeit, die Lieblingssorte im eigenen Garten anzupflanzen.
Die „Alten“ und ihr PLUS an Gesundheit
Hier in Vorderried präsentiert sich eine breite Palette: unsere Helden der Plantage. Neben Stars wie Elstar oder Cox-Orange z. B. auch die Anfang bis Mitte September pflückreife Alkmene. Oder die ursprünglich aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts stammende Goldparmäne. Auch als „Königin der Renetten“ bekannt, besticht sie durch ein säurearmes, nussiges Aroma, das sich bei Lagerung im Dezember voll entfaltet – ein unwiderstehlicher Gaumenschmaus, nicht nur in der Weihnachtszeit. Eher fest im Fruchtfleisch und säuerlich erfrischend mundet der im Oktober erntereife Glockenapfel, dessen Form seinem Namen alle Ehre macht. Das gesunde Plus all dieser „Alten“ ist ihr Reichtum an Polyphenolen, die zur Familie der sekundären Pflanzenstoffe gehören und entzündungshemmende Wirkung entfalten. Sie schützen unsere Körperzellen vor einem Übermaß freier Radikale, mit anderen Worten: vor oxidativem Stress.
Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe
Doch Apfel ist nicht gleich Apfel: Verschiedene Sorten liefern unterschiedliche Konzentrationen an Pflanzenstoffen wie auch Kohlenhydraten (Frucht- und Traubenzucker) sowie an Vitamin B1, B2, B6, E oder Vitamin C, jenem Vitamin für einen normalen Energiestoffwechsel. Auch für Zellschutz und körperliche Abwehr wie auch für die Kollagenbildung und damit die normale Funktion von Blutgefäßen, Knochen, Knorpel, Haut und Zähnen brauchen wir täglich Vitamin C. Weiterhin stecken Mineralstoffe wie Kalium und Kalzium, das Spurenelement Eisen oder der Ballaststoff Pektin im Apfel. In welchen Mengen, darüber entscheiden der Anbau und Erntezeitpunkt, die Lagerung, Weiterverarbeitung und Zubereitung.
Der Apfel – dein Hausmittel
Seit jeher ist der Apfel mit seiner Vitalstoffvielfalt und einem Wassergehalt von 85 Prozent Lebens- und Hausmittel zugleich. Eine Bedeutung, die unser Lieblingsobst in erster Linie den bioaktiven Polyphenolen und seinen Ballaststoffen verdankt. Von Letzteren sollten Erwachsene laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) täglich mindestens eine Menge von 30 g verzehren. Die meisten Frauen (75 %) und Männer (68 %) erreichen das nach Daten der Nationalen Verzehrstudie II jedoch nicht. Interessant: Studien zufolge können die Polyphenole im Apfel und sein Pektin u. a. den Cholesterinspiegel bzw. den Fettstoffwechsel positiv beeinflussen und so auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorsorgen. Natürlich profitiert auch die Verdauung von dem wasserlöslichen Ballaststoff.
Alkmene & Co. für Allergiker
Eine andere Beobachtungsstudie der Charité Universitätsmedizin Berlin u. a. in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst sowie dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Ortsgruppe Lemgo, erbrachte zudem Hinweise, dass Allergiker, die auf gängige Supermarkt-Sorten etwa mit Juckreiz oder Kribbeln der Lippen reagieren, alte polyphenolreiche Apfelsorten wie Alkmene oder Goldparmäne gut vertragen(!). Zugegeben: Je mehr Polyphenole, umso säuerlicher schmeckt der Apfel. Doch nach insgesamt drei Monaten regelmäßigen Genusses der alten Vitalstoffgiganten konnten die Testpersonen teils sogar zuvor problematische neuere Sorten aus dem Discounter wieder besser vertragen. Unser Fazit: Äpfel sind nicht nur optisch ein Highlight, sondern mit ihrer Fülle an Inhaltsstoffen auch ein unvergleichliches Superfood für Gesundheit und Wohlbefinden, und dafür muss man noch nicht einmal in ferne Länder reisen – der schwäbischen Sonne sei Dank.
Tipp: Generell stecken in der Apfelschale bzw. direkt darunter am meisten Vitamine und Pflanzenstoffe, weswegen die Schale mit verzehrt werden sollte.
Unsere Blog Autorin:
Pepe Peschel ist Medizin-Journalistin, TV-Moderatorin und Autorin zahlreicher Gesundheitsratgeberbücher. Die Münchner Gesundheitspädagogin mit Zusatzausbildungen u. a. in NLP, Atemtherapie und Stressbewältigung engagiert sich für eine nachhaltige Lebensweise und ganzheitliche Wege zu Gesundheit und Lebensgenuss.
Quelle:
Athanasios Koutsos et al.: Two apples a day lower serum cholesterol and improve cardiometabolic biomarkers in mildly hypercholesterolemic adults: a randomized, controlled, crossover trial. The American Journal of Clinical Nutrition 2020; 111(2): 307-318